Ein Inventar historischer Grenzsteine ist notwendig, lohnend und machbar - auch mit über 2000 Steinen.
Die Methodik für die Inventarisierung der Historischen
Grenzsteine im Kanton Zürich liess sich nach den Erfahrungen eines Testinventars im Rafzerfeld
vereinfachen. Es erwies sich, dass eine stark konzentrierte
vorgängige Quellenauswertung ausreicht. Dabei konnte vor allem die
Wildkarte des Kantons Zürich von der Mitte des 19. Jahrhunderts als
Basis verwendet werden. Zusammen mit dem bestehenden Kurzinventar, der
Analyse der aktuellen Karten ergibt sich ein ziemlich
"vollständiger" Bestand.
Zusätzlich werden wo immer möglich auch mündliche Informationen
beigezogen. Gelegentlich ist es auch sinnvoll, gezielt historische
Quellen, v.a. Pläne nebst ortsgeschichtlicher Literatur beizuziehen, um
die Marchsteine besser einzuordnen.
Mit diesem Vorgehen wurde vermieden, allzuviele historische
Informationen aufwendig zu erheben, obwohl dann keine Grenzsteinobejkte
mehr vorhanden sind.
Damit lässt sich die Inventarisierung gut bewältigen, auch wenn zur
Zeit schon über 2000 Steine erfasst sind und es wohl gegen 3000 Stück
sein werden.
Beispiele aus den Ergebnissen
Ein historische Bearbeitung des gesamten Grenzsteinbestandes und der Entwicklung der äusseren und inneren Grenzen im Kanton ist noch ausstehend. Daher folgen hier einige interessante Einzelbeispiele.
Die Formenvielfalt der Grenzsteine ist ausserordentlich, manchmal auch sehr 'barock'. Dennoch sind alle Elemente funktionsgebunden und machen eine klare Aussage. Hier ein besonders originelles 'Dach', welches dazu dient, den Grenzverlauf auf einer Grenzecke zu definieren.
Grenzsteine gibt es sicher seit dem Spätmittelalter; hochmittelalterliche Erwähnungen von "Marchsteinen" könnten sich auch nur auf Findlinge beziehen. Der älteste noch erhaltene Grenzstein im Kanton stammt von 1557.
Dieser Grenzstein von 1557 ist ganz einfach geformt. Die Nummer wurde wohl später angebracht.
Kleinste Änderungen von Form oder Inschrift lassen manchmal interessante Schlüsse zu. Hier eine Inschrift, welche ein älteres und nur im Streiflicht erkennbares "W" überlagert.
Grenzsteine sind nicht die einzigen Grenzmarken. An vielen Stellen wurden auch niedrige Grenzwällchen und Grenzgrächen angelegt. Diese dienten häufig zugleich auch als Viehzaun. Bäume, v.a. langlebige Eichen u. dergleichen, wurden durch eingehauene Zeichen zu "Lachbäumen".
An BILD ANDERS. Eine besondere, naturgemäss immer seltener werdende Art von Grenzmarken bilden Astschlingen, die man mit jungen Ästen formte.
Häufig waren mit den Marchsteinen sogenannte "Zeugenstücke" verbunden. Diese kleinen Objekte wurden als zusätzliche Versicherung unter den Marchsteinen vergraben, damit sie mit ihrer Lage den unveränderten Standort des Steins "bezeugen" konnten.
Hier einige Zeugenstücke, die unter Grenzsteinen der ehemaligen Landgrafschaft Kyburg gefundenen wurden. Die kleinen glasierten Tonstücke wurden in Form kleiner Marchsteine eigens hergestellt. In anderen Fällen bediente man sich auch einfacher Ziegelstücke.