Historische Marchsteine stellen ein wertvolles Kulturgut dar. Sie sind aber leider stark gefährdet. Denn die Regelung der Zuständigkeiten ist ungünstig. Mit dem Projekt "Anstoss" ist es im Thurgau gelungen, einen ersten Schritt aus dieser "Falle" zu machen.
Marchsteine stehen auch im übertragenen Sinne auf Grenzen der
Verantwortlichkeiten:
- Es sind Geschichtsquellen, aber keine archivierbaren Papiere
- Sie sind historisch, doch keine Gebäude
- Es sind keine Fundgegenstände, sollten aber doch archäologisch
dokumentiert werden
- Oft sind es geologische Objekte, aber doch nicht unbeweglich wie
Felsen
- Sie haben vermessungsrechtliche Bedeutung, sind aber auch historisch
bedeutsam
- Es sind künstlerisch gestaltete Gebrauchsobjekte, aber keine
Einrichtungsgegenstände
Beispiele aus den Ergebnissen
Marchsteine und andere Grenzmarkierungen erlauben einen direkten, handfesten Zugang zur geschichtlichen Entwicklung. Leider werden historische Grenzsteine noch wenig beachtet. Sie sollten aber mit den anderen Kulturobjekten von der Nutzungsplanung berücksichtigt werden. Historische Marchsteine stellen ein wertvolles Kulturgut dar. Sie sind aber leider stark gefährdet. Das Marchsteininventar in Gemeinde oder Kanton hilft bei ihrer Erhaltung.
In einer ersten Bestandesaufnahme wurden bis jetzt bereits bekannte Informationen ausgewertet und die Grenzsteine stichprobenweise im Gelände verifiziert. Diese Arbeit müsste nun noch abgeschlossen werden. Dann könnten weitere, systematische Inventarisierungen anschliessen.
Dieser Ausschnitt aus der Verbreitungskarte der ersten Bestandesaufnahme zeigt, wie eigentlich jede derartige Karte, den aktuellen Erforschungsstand mit einer noch recht grossen Lücke im Osten des Kantons. Sie zeigt aber auch einen eindreücklichen Bestand an historischen Grenzsteinen.
Ein gesamtschweizerisch absolut originelles Objekt ist der Grenzstein Nr. 1 der ehemaligen Ortsgemeinde Frauenfeld. Er steht nämlich in einem kurzen Gewölbegang mitten unter der Kantonsstrasse! Die Entstehungsgeschichte ist erst teilweise bekannt. Sicher steht sie im Zusammenhang mit dem Bau der neuen Strasse und der dadurch notwendigen grossen Dammschüttung im 19. Jahrhundert.
Da das Gewölbe stark beschädigt ist und auch die Gefahr besteht, dass die Kantonsstrasse einstürzt, wird jetzt versucht, ein Restaurierungsprojekt zu starten. Dabei soll der Stein und das Gewölbe dokumentiert, restauriert und zugänglich gemacht werden.
Im Bereich einer mutmasslichen Siedlungswüstung "Ruggwiler" bei Freudwilen findet sich eine ausserordentliche Dichte von Marchsteinen. Diese gehören zu einer Waldaufteilung, wahrscheinlich aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts. Diese Steine stehen in einem Siedlungsgeschichtlichen Zusammenhang, der allerdings noch genauer untersucht werden soll.
Der Wald wurde entlang den blauen Linien in grosse Blöcke aufgeteilt und diese Grenzen mit Steinen (rote Punkte) ausserordentlich dicht vermarcht. Auf die ehemalige Siedlung deuten wohl die im 19. Jahrhundert noch vorhandenen Lichtungen und Feldfluren (grün). Wölbäcker und Raine (gelbe Linien) zeigen den ehemaligen Ackerbau an.