Mit Grenzen verbinden wir die Vorstellung von Klarheit, Eindeutigkeit und Stabilität. Historisch gesehen ist die Ausbildung von klaren Grenzen eine sehr junge Entwicklung. Ein zusätzlicher Teil zur Ausstellung "Mapping Switzerland" versuchte mit mehr Lokalbezug, zu Grenzen in den Köpfen und in der Geschichte etwas zu bewegen.
"Grenzen" sind nur scheinbar etwas eindeutiges und immer
gleiches. Wo klare Grenzen bestehen, haben sich diese im Laufe der
Geschichte immer wieder verlagert. Verschiedene Grenzen überlagern sich
und bildeten ein Grenzgewirr.
Sogar die Existenz von klaren, linearen Grenzen ist eigentlich eher
eine jüngere Erscheinung in der Geschichte.
Beispiele aus den Ergebnissen
Vortrag zum
Seeübergang Rapperswil - Pfäffikon
Mit sehr knappem Zeitbudget sollte ein zusätzlicher, lokal
verankerter und fachlich etwas "anders gelagerter" Input ins
Ausstellungsthema "Mapping Switzerland" gegeben werden. Eine
vertieftere Aufarbeitung der Raumnutzung um Pfäffikon wäre reizvoll
gewesen, aber gänzlich unmöglich.
Deshalb habe ich zunächst rasch und teilweise auch zufallsgesteuert
Material gesammelt und gesichtet. In regelmässigen Abständen erhielt
Thomas Zollinger davon Kostproben, welche ihm Anregungen für seine
Raumbegehungs-Performance bieten konnten.
Aus dieser Materialsammlung habe ich dann einige Schlaglichter zum
Thema "Grenzen" für die Ausstellung aufbereitet, um die scheinbare
Eindeutigkeit von "Grenzen" etwas aufzulockern.
Zunächst wurde die wesentliche Literatur ausgewertet und dann die Unterlagen im Staatsarchiv. Diese Informationsbasis wurde wesentlich ergänzt durch mündliche Auskünfte der Fachabteilungen der Verwaltung. Ergebnis waren einerseits viele bereits lokalisierbare Steine und andererseits Flächen, in denen weitere solche zu erwarten waren. Danach wurden die Steine im Gelände aufgesucht und die übrigen Flächen gezielt abgegangen. Die letzte war schliesslich die Erfassung und Auswertung der Dokumentation und das Erstellen der Inventarblätter.
Diese Entwurfszeichnung zeigt die überlappenden Grenzen aller möglicher Gebiete, Herrschaften, Rechte, Organisationen im Mittelalter um Pfäffikon. Dies ist der Versuch, über die komplexe, nur teilweise bekannte Grenzlage etwa des späten Mittelalters eine Übersicht zu gewinnen.
Im Untersuchungsgebiet überlagern sich verschiedenste Herrschafts- und Wirtschaftsgebiete. Unter anderm das Kloster Einsiedeln, die wirtschaftlichen Einzugsgebiete der Märkte von Zürich und Luzern, Gebiete mit vorherrschender Viehwirtschaft oder vorherrschendem Ackerbau usw. usw.
Das Herrschaftsgebiet des Klosters Einsiedeln musste genau wie andere Herrschaften immer wieder mit neu anzulegenden Registern aller Rechte und Einkünfte - Urbare genannt - gegen den Zerfallsprozess bewahrt werden. Oben eine Seite aus einem solchen Urbar von 1551. Schon die hier gezeigte Überlagerung von nur 4 Gebieten, mit scharfen Grenzlinien vereinfacht, ist schon ziemlich unübersichtlich.
Grenzsteine sind nicht die einzigen Grenzmarken. Früher wurden auch Bäume mit Rindeneinschnitten als sog. "Lachbäume" verwendet. Auch heute noch findet sich diese Praxis im Gebiet des Etzels, allerdings in moderner Form mit Leuchtfarbe, Plastiktstäben.
Grenzmarkierung und historischer Grenzstein der Ostgrenze von Pfäffikon und ein Grenzbaum auf dem Etzel.
Aus Archivquellen werden in mühsamer Arbeit Belege für Grenzelemente herausgefiltert und systematisch in der Datenbank erfasst. Aber auch die im Gelände durch systematisches Begehen zu findenden Grenzmarkierungen sind Quellen für die Forschung!
Säuberlich gebundene und beschriftete Quellen in einem modernen Archiv und ein restaurierter historischer Grenzstein der Südgrenze von Pfäffikon.
Die Bearbeitung der Quellenbelege mit GIS und Datenbank lässt verschiedenste Auswertungen und Darstellungen zu. Sie ersetzt aber nicht die sorgfältige Quellenarbeit und das dedektivische Ermitteln von Zusammenhängen und Strukturen.
Eine schematische geographische Darstellung aller gefundenen Elemente - bei weitem nicht vollständig - lässt verständlich werden, dass eine systematische Aufarbeitung des Themas einiges an Zeit benötigt hätte.