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Archäologische Prospektion und Geschichte

Der Artikel gibt einen Überblick über einige städtische Nutzungen des Tägermoos, insbesondere der Wasserleitungen.

Thomas Specker.

Was wäre Konstanz ohne Hinterland?

in: Erwin Rigert, A 7 Ausfahrt Archäologie, Frauenfeld 2001, S. 42 - 51 (Archäologie im Thurgau Bd. 10)

Platz für Vieh, Äcker und Gärten

Jede mittelalterliche und frühneuzeitliche Stadt brauchte für ihr wirtschaftliches Funktionieren ein grösseres, nahe gelegenes Vorgelände. Für Konstanz waren dies das "Usser Feld" resp. der "Brühl" und das Tägermoos. Tägermoos und Usserfeld / Brühl wurden durch die äussere Stadtbefestigung getrennt.

Das Tägermoos und das Usserfeld dienten dienten als Allmend, auf der vor allem die Stadtbürger ihr Vieh weiden lassen konnten . Auch Tägerwilen besass gewisse Weiderechte (v.a. für Pferde) im Tägermoos. Daneben wurde im Tägermoos auch Ackerbau betrieben .

Bis ins 16. Jahrhundert hatte sich die Stadt immer wieder Rechte am Tägermoos erworben und dieses Gebiet auch allmählich in ihre niedere Gerichtsherrschaft integriert. Erst ab 1560 konnte die Stadt vom Kloster Kreuzlingen dessen Rechte und damit so etwas wie Eigentum am Tägermoos erwerben . Aber auch fortan überlagerten sich verschiedenste Rechte im Tägermoos: Niedere und Hohe Gerichtsbarkeit, Landeshoheit der Eidgenossen, Gerichtsrechte des Bischofs usw. führten zu endlosen Streitereien. Dies wird schön in einem Plan von 1751 gezeigt (Abb. 1) .

Abb. 1: Das Tägermoos in einem Plan von 1751. Im Ausschnitt sichtbar sind verschiedenste Nutzungen des städtischen Umlandes, so unter anderem die Strassen, das Hochgericht, Ziegelhof, Brunnenstuben usw.

Erst im Jahre 1800 teilte die Stadt diese Allemende unter die Bürger auf . Damals entstanden auch die regelmässige Parzellierung mit dem Wegnetz.

Eine (gewiss unvollständige) Liste der Nutzungen des Gebietes umfasste Weide, Acker- und Gartenbau, Erholung für Spiele, Feste usw., als militärische Pufferzone oder sogar Schlachtgelände, Reservegebiet für die Erweiterung der Stadt, Rohmaterialgewinnung, Gewerbeproduktion, Hinrichtungsstätte, Wasserversorgung, Abfallentsorgung, Verkehrserschliessung - kurz, fast die ganze Stadtgeschichte liesse sich auch "von aussen" aufrollen.

Von Tongruben, Wasserleitungen und Strassen

Aus dieser enormen Vielfalt werden nur drei Sachkomplexe herausgegriffen, welche sich in archäologischen Befunden niedergeschlagen haben: Ton- und Abfallgruben, die Firschwasserleitung in die Stadt und die Tägermoosstrasse nach Tägerwilen . Es kann natürlich keine vollständige Aufarbeitung geleistet werden. Da wo es möglich ist, sollen der archäologische Befund und die historischen Informationen gegeneinander gestellt werden. Gelegentlich ergänzen sie sich, gelegentlich besagen sie das selbe oder lassen auch eine Lücke offen.

Aufmerksame SchrebergärtnerInnen haben schon immer in ihren Bünten alle möglichen Gegenstände gefunden. Andere Archäologieinteressierte legten sich auch eigentliche Sammlungen an. Zwei der grösseren sind die Sammlung Göpfrich und Böhler (Abb. 2 und 3), welche auch an anderen Stellen verwertet wurden.

Abb. 2: Der Inhalt einer Fundschachtel ...

Abb. 3: "Gefrorene Charlotten", ...

Auch die erste oberflächliche archäologische Prospektion erbrachte an vielen Stellen Konzentrationen von Funden verschiedenster Zeitstellung. In grösseren abgedeckten Flächen fanden die Archäologen dann dicht verteilte Gruben. Ihr Inhalt erwies sich eindeutig als Abfall mit viel Dung und stank gewaltig (Abb. 4). Wie und wann kamen diese Abfälle ins Tägermoos ?

Abb. 4: Der gereinigte und nicht mehr stinkende Inhalt einer Grube.............

Diese Abfälle und Fäkalien stammten aus privaten Latrinen, aus den Ehgräben und den städtischen Strassen. Seit dem 16. Jahrhundert gab es in Konstanz einen eigenen städtischen Angestellen, den "Nachrichter", der dies zu besorgen hatte. Und auch der Spitalkarren sammelte den Strassenabfall täglich ein. Beide führten diesen wertvollen Dünger ins Tägermoos und ins Usserfeld . Wahrscheinlich wurde der Abfall entweder in Gruben entsorgt oder direkt flächig ausgetragen. Damit wurde das zur Nahrungsmittelproduktion für die Stadt genutzte Gelände wieder aus der Stadt gedüngt und so ein Stoffkreislauf unterhalten.

Der Nachrichter und der Spitalkarren waren nicht die einzigen Liferanten von Dung und Abfällen. Auch die Hafner der Stadt trugen hierzu bei. Wahrscheinlich war die Verwendung der Gruben zur Abfallentsorgung eine sekundäre und sie dienten zuerst als Tongruben. Seit dem 16. Jahrhundert mussten die Töfper nämlich für die Wiederauffüllung ihrer Tongruben mit Unrat sorgen:

" ... Ordnung, wo und wie man lätt graben soll. (...)

§ 1) als das Usserfeld, wo man dis dahär lett gegraben hat, übel ergraben ist, hat ain ersamer rat verordnet, das man fürohin uff dem Tegermoss by dem Vogelsang an dem ort, das man darzu ussgezeichnet hat, graben solle.

§ 2) Diewil aber von des fächs wegen not ist, das die waid in eren gehalten werd, so hat ain ersamer rat verordnet, welher hinfüro an dem verordneten ort lett graben wil, das er an das alt ort, wo es ergraben ist, so vil kat, als er lett harin fürt, hinus fürhen soll. (...)" Das heisst, dass im Tägermoos neue Gruben eröffnet werden sollten, aber die alten Gruben im Usserfeld näher bei der Stadt aufzufüllen waren. Die schlechtere Tonqualität und sicher auch der weitere Transportweg führten zunächst zu Widerstand bei den Hafnern. Der Beschluss vom September 1545 musste daher bereits im Dezember wieder abgeändert werden:

"§ 3) Nun hat sich aber befunden, das der lett der orten den hafnern zu irem geschier ze brennen untouglich ist, dann vil kissling stainli darin sind, die darnach im brennen zu kalch werdent; derhalben ist den hafnern ugelassen, das sy zum geschier, das sy brennent, am alten ort lett graben mögent, doch inderthalb den marken. Sy söllent ouch lut obermelter ordnung für jede fart ain fart kat dahin füren oder 9 d dafür geben."

Für diese Zeit ist somit noch gar nicht mit grösseren Abfallentsorgungen im Tägermoos zu rechnen . Dem standen wohl bis ins 16. Jahrhundert auch die Besitzverhältnisse entgegen. In noch früherer Zeit, zwischen Ende 13. Jahrhundert und Ende 15. Jahrhundert wurden Abfälle und Bauschutt vor allem verwendet, um systematisch im Osten seewärts die Stadt zu vergrössern . Der als Tonmagerung benötigte Sand konnte z.T. offenbar in der Stadt selber ergraben werden (17. Jahrhundert). Diese Gruben wurden dann mit Brennabfällen aufgefüllt .

Der Beginn der Nutzung des Tägermoos-Tones und der Abfallentsorgung lässt sich somit einkreisen: Etwa ab dem 16. Jahrhundert entstand ein Druck auf die Hafner, ihren Rohstoff weiter aussserhalb der Stadt zu suchen. Diese wehrten sich zunächst dagegen. Auch in späteren Jahrhunderten wurde wohl die Wiederauffüllungspflicht beibehalten. Das zeitliche Spektrum der Funde aus den Gruben passt gut zu dieser Feststellung. Fast alle stammen aus der Zeit nach dem 17. Jahrhundert mit Schwerpunkt im 18. Jahrhundert. Es kann also vermutet werden, dass noch im 16. und 17. Jahrhundert (18. Jh.). der Abfall näher bei der Stadt abgelagert wurde und dann in grösserem Ausmass ins Tägermoos gelangte.

Es gab neben den Hafnern weitere Verbraucher von Ton, welche auch mit schlechterer Qualität auskommen konnten. Für den Hausbau bedurfte man beträchtlicher Mengen zur Ausfachung und für Lehmputz sowie Lemböden. Die Grubengrösse von ca. 10 m 3 entspricht etwa der benötigten Menge. Sicherlich fänden sich im Konstanzer Archiv hiezu auch Quellen. Auch die Glockengiesser kommen als Bezüger von Ton in Frage. Und die Anlage der städtischen Teuchelleitungen verbrauchte offenbar beträchtliche Mengen. So wurden 1536 bei der (Neu)anlage der Rickenbacher Leitung 36 Fuhren Lehm und 256 Platten benötigt .

Ein weiterer Konsument von Ton war die städtische Ziegelhütte (Abb. 1, 5). Seit 1446 stand die Stadtziegelei (Ziegelhof) am Nordende des Tägermoos‘. Sie ist 1513 in einer Abbildung dargestellt (Abb. 5) . Vorher hatte die städtische Ziegelhütte bei der Unteren Laube = beim Ziegelgraben gelegen . Der Ziegelhof beanspruchte drei grosse Gruben nahe beim Rhein, zwischen Ziegelstrasse und Ziegelgraben / Vogelsang. Nach 1800 wurde das Abbaugebiet im neu parzellierten Tägermoos zwar ausgeweitet, beschränkte sich aber anscheinend weiterhin auf den nördlichen Teil .

Abb. 5: Das Tägermoos in der Schlacht von 1499 in der Schillingschen Chronik von 1513 ........

Die Konstanzer Ziegler dürften in einem grösseren Umfeld eine Mopolstellung besessen haben. So sicherte sich im Verkaufsvertrag von 1560 auch das Kloster Kreuzlingen "auf ewige Zeiten" den Zieglbezug zu Vorzugspreis. Dies geschah möglicherweise im Austausch gegen eine klostereigene Produktion. Ein eigentliches Monopol sicherte sich der Rat auch gegenüber Tägerwilen 1792 . Der am spätesten auftretende Ausbeuter des Tons im Tägermoos sei hier noch genannt. Die Ziegelei Noppelsgut im südlichen Tägermoos entstand 1867/68. Unter anderem wegen der schwierigen Tonqualität geriet der Betrieb bald in Konkurs .

Die Befunde zu den Gruben passen gut zur vermuteten Funktion. Es handelt sich um einfache, wenig tiefe Gruben. Weder Hebeeinrichtungen noch Zugänge konnten festgestellt werden. Ohne eine Leiter gibt es aber kaum ein Entkommen aus der lehmigen Grube. Die oberste Tonschicht ist ein eher heller, kalkreicher Ton von mässiger Qualität (Schnegglisand), der sich 1545 als ungenügend erwiesen hatte. Erst darunter findet sich der bessere "blauen Ton", von dem wegen des allgegenwärtigen Grundwassers nur gerade der oberste Teil zugänglich ist

Frisches Trinkwasser für die Stadt

Die Versorgung der Stadt mit sauberem Wasser war enorm wichtig. Bereits um 1377 taucht das Amt des Brunnenmeisters in den Quellen auf, dürfte aber älter sein. Die Brunnenmeister wurden als wichtige Beamte früh schon auch vereidigt. 1390 besteht eine Brunnenordnung. 1433 werden auch die Brunnenpfender erwähnt, welche jeweils ihnen zugeteilte Brunenen (resp. deren NutzerInnen) überwachten .

Anfänglich gab es in Konstanz nur Ziehbrunnen, auch Galgenbrunnen genannt, mit welchen das Grundwasser im Stadtgebiet genutzt wurde. Diese Brunnen vermehrten sich zusehends: 1381: 8 Brunnen, 1390: 9, 1433: 11 . Gegen die Mitte des 15. Jahrhunderts genügten die Sodbrunnen in der Stadt nicht mehr und es musste Quellwasser in die Stadt geleitet werden. 1436 erschloss man die Rickenbacher Quellen und Anfangs des 16. Jahrhunderts die Emmishofer Quellen mit Teuchelleitungen . Diese Leitungen speisten die öffentlichen Brunnen in der Stadt.

Offensichtlich bestand um 1530 erneute Wasserknappheit. Daher unternahm man Anstrengungen, die Versorgung und das Brunnenwesen sorgfältiger zu verwalten und auch neue Quellen zu erschliessen. Diesen Anstrengungen verdanken wir eine interessante Archivquelle: der städt. Oberbaumeister Joachim Brendlin legte das "Brunnen- und Teuchelbuch" an, in dem bis ins 17. Jahrhundert alle Baumassnahmen zur Wasserversorgung verzeichnet wurden .

Jetzt erst erschloss man die Quellen im Tägermoos. Die Stadt kaufte 1536 "by der pfarrerswaid" einen "wy&plätz sampt dem brunnen und flu& darzue" . Diese Quelle wurde 1540 mit einer Brunnenstube versehen. Das Wasser wurde mit sog. "Tolen" gefasst und in die Brunnenstube gleitet . Im Brunnenbuch findet sich sogar ein Plan der Wasserfassung .

Dieses gänzlich neues System war also in etwa 100 Jahren errichtet worden und diente bis ins 19. Jahrhundert hinein der Wasserversorgung. Es blieb immer bei den Leitungen: von Kurzrickenbach her, die Emmishofer Leitung (aus der Finkeren?) und die Leitung aus dem Tägermoos (Abb. 6) .

Abb. 6: Das System der Wasserversorung wurde 1784 auf dem Brunnenplan von RIMMELE .......

Trotz dieser Kontinuität ist das, was in den jüngeren Quellen und in den archäologischen Befunden fassbar wird, nicht so einfach datierbar. Die aufwendige Anlage wurde nämlich unablässig erneuert und umgebaut. Bereits 1540 hatte man ja im Tägermoos eine steinerne Brunnenstube errichtet. Rund 20 Jahre nach dem Erwerb der Tägermoosquellen setzte ein Investitionsschub ein. Ein Vertrag mit Tägerwilen regelte 1564 die Nutzung, insbesondere die Viehtränke der Gemeinde Tägerwilen .

Die vermutlich neben dem Neubau von 1540 stehengebliebene alte Wasserstube "ob der pfarrers waid" (Abb. 7) und als "hülzin buw wasserstub" gekennzeichnete alte Wasserfassung wurde 1569 aufgehoben und durch eine steinerne Brunnenstube ersetzt . Im Jahr zuvor hatte man eine dritte, weiter entfernte Brunnenstube, die "alt hölz[erne] stub am Rüllen" aufgehoben und durch "die stainin wasserstub am Rüllen" ersetzt .

Es gab jetzt also drei steinerne Brunnenstuben: die beiden, wohl nahe beieinander gelegenen in der Pfarrersweid, welche gelegentlich auch die "ober brunnenstuben uff dem thegermo&" genannt wurden. Und die dritte, tiefer (nördlicher) gelegene am Rüllen .

Abb. 7: Der im Brunnenbuch enthaltene Plan der Wasserfassung ..........................

Die Herstellung einer solchen Teuchelleitung erforderte einen beträchtlichen Aufwand. Möglichst gerade Stämme von ca. 3 m Länge mussten beschafft werden. Die Stämme wurden mit einem speziellen Borer der Länge nach durchbort und dann mit eisernen Muffen zusammengesteckt. Da sie nie austrocknen durfte, wurden sie zum Aufbewahren ins Wasser gelegt. Dafür hob man gelegentlich eigens kleine Teiche aus welche Teuchelrosen oder -Grube genannt wurden. Die Teuchelgrube, welche dem Konstanzer Brunnenmeister diente, lag um 1750 südlich der Stadt nahe am Bodenseeufer (Abb. 1) . Die Teuchel hielten sich im Boden 5 - 10 Jahre, konnten aber in dichtem Lehm auch 40 Jahre halten .

Vor allem die Leitungen wurden mehrfach erneuert. Zwischen 1569 und 1604 wurde von der Stube "ob der pfarrersweid" eine eiserne Leitung gelegt, an welche sich dann 12 alte Teuchel anschlossen. Diese speisten eine Vietränke, welche die Tägerwiler nutzen konnten. 1568 wurde auch zur Rüllenstube ein "ayserne tüchel" gelegt, an welchen sich 5 neue Tüchel anschlossen . Diese eisernen Leitungsstücke waren wahrscheinlich nur kurz. Im allgemeinen wurden lange Leitungen bis ins 19. Jahrhundert mit hölzernen Teucheln gebaut wurden . Etwa in den 1890er Jahren wurde eine eiserne Leitung gelegt und wahrscheinlich die Holzleitung stillgelegt. Diese Leitung erschloss beide Wasserfassungsstellen .

Bei den den archäologischen Untersuchungen wurde die Holzleitung von der Brunnenstube quer über das Tägermoos zum Geltingertor beim Zollbach und bei der Seetalstrasse angeschnitten (Abb. 8). Es handelt sich in beidne Fällen um die Holzleitung, welche sicher im 19. Jahrhundert zur Brunnenstube Untere Rülle führte. Die eiserne Leitung tauchte nicht auf.

Abb. 8: Der Teuchel beim Zollbach.

Rätsel gibt die völlig saubere Grubenfüllung auf; das Profil liess nicht erkennen, dass hier ein Leitungsgraben ausgehoben worden war. Da so eine Holzleitung höchstens 40 Jahre, meistens weniger lang brauchbar war, hätte die Leitung im Tägermoos mindestens 10 mal erneuert werden müssen. Es nur bei absolut sauberem Arbeiten vorstellbar, dass dies ohne Vermischung mit dunklerem Material möglich war. Vielleicht gab man sich angesichts der Kosten einer Leitungserneuerung besonders Mühe, die Leitung so sauber im anstehenden Lehm einzupacken.

Die Tägermos-Strasse

Für Konstanz als ehemals wichtige Handels- und Gewerbestadt war die wichtigste Verkehrsader die Wasserstrasse. Aber auch die Landverbindungen ins Hinterland und entlang dem Seeufer spielten eine grosse Rolle. Der Landweg war rascher, aber ungünstiger für Warentransporte.

Das Stück der Landstrasse Richtung Westen wird bereits 1273 erwähnt, als "auf offener Strasse" ein wichtiges Rechtsgeschäft getätigt wurde. 1574 wird die Strasse als "Weisser Weg" genannt und gilt als "Landstrasse" .

Wir kennen einige prominente, frühe Benutzer dieses Weges, z. B. Bernhard v. Clairveaux um 1146

Und den Vorzug der Raschheit zu Lande nutzte Papst Johannes XXII, als er bei Nacht und Nebel 1415 vom Konzil flüchtete .

Wo genau die ältere mittelalterliche Verbindung verlief und wie sie sich präsentierte, wissen wir nicht. Zwischen den Konstanzer Torausgängen und Tägerwilen blieb allerdings nur wenig Raum für grössere Verlagerungen. Das wird auch vom archäologischen Befund schön gestützt (vergl. unten). Eine frühe Darstellung bietet die Chronik von Stumpf, 1548 . Hier ist die Strasse als breites, schlängelndes Band sichtbar. Und in der Mitte des 18. Jahrhunderts verlief sie in einigermassen gerader Linie vom Geltingertor nach Westen (Abb. 1).

Dank den archäologischen Befunden kennen wir den Verlauf für die Zeit zwischen diesen Bilddarstellungen etwas genauer. Das verdanken wir zwei Umständen. Es wurde nämlich so nahe der Stadt sogar schon im Mittelalter in dien Strassenbau investiert, etwas, was sonst ener unüblich war. Und da das Tägermoos unstabilen Untergrund bietet, verlagerte sich die Strasse von einer einmal befestigten Stelle nur noch wenig. Daher haben sich mehrere Schichten Baumassnahmen erhalten (Abb. 9).

Abb. 9: Die Fotographie zeigt alle 3 Weggenerationen. Hinten Tägerwilen.

Das gut verfestigte Schotterpacket der untersten Schicht, ist nach den Funden in die Zeit um 1500 zu datieren. Die um 20 cm dicke Schicht scheint in einer Phase eingebracht worden zu sein; in einem Abstand von ca. 4 Metern deuten sich beidseits flache Seitengräben an, welche der Entwässerung der Strasse dienten.

Leider konnten keine Archivquellen direkt zu diesem Strassenbau gefunden werden. Die mächtige Einschwemmschicht über dem Strassenkoffer zeigt auch deutlich, dass hier längere Zeit nichts gebaut wurde. Der darüberliegende Strassenkoffer datiert nach den Funden nämlich ins 18. Jahrhundert. Es handelt sich wahrscheinlich um die Zeit um 1770, als die Landstrasse von Frauenfeld via Wäldi nach Konstanz neu angelegt wurde. Erste Korrespondenzen zwischen Rat und Obervogt in Gottlieben finden sich ab 1768 . Und auf thurgauischer Seite wurde für das ganze Projekt ein prächtiger Plan erstellt (Abb. 10) und die Strasse denn auch gebaut . Die Stadt oder das Domkapitel Konstanz beteiligten sich an den Kosten .

Abb. 10: Der Projektplan von 1777, der bis zum Ochsen den auch wirklich ..........

Es ergeben sich aus den Archivquellen wenige Hinweise auf die Bautechnik in der frühen Neuzeit: verwendet wurden Sand und grober Kies. Diese stammten aus unmittelbarer Umgebung vom Eichhorn und vom Schöpflen, aber auch von der Insel Meinau . Dies passt soweit ganz gut zum Charakter beider Strassengenerationen.

Das Tägermoos war und bleibt also auch eine Verkehrslandschaft mit Wasserbezug. Die Seeablagerungen liessen sich als Ton ausbeuten. Gelegentlich wurde aber die wichtige Landstrasse davon überschwemmt. Und noch um 1947 bestand ein Projekt für einen riesigen Hafen mit Bahnerschliessung .

Abb. 11: Tägermoosplan von 1947 mit einem Hafenprojekt .

© 2001 GRAD GIS Specker